• DNN (Dresdner Neueste Nachrichten) und
  • SZ (Sächsische Zeitung) sind in Dresden herausgegebene sächsische Tageszeitungen, 
  • SAX ist ein monatlich erscheinendes Dresdner Stadtmagazin.
  • DER ELBHANG-KURIER ist eine Zeitschrift für die Dresdner Stadtteile Weißer Hirsch, Loschwitz, Blasewitz, Bühlau, Rochwitz, Wachwitz, Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Oberpoyritz, Söbrigen.

DNN, 13.08.1996:

HB-Keramik gibt’s auch am Körnerplatz

Zum Beitrag „Die berühmten HB-Werke nun auch in Dresden“ von Anja Rost (Ausgabe 7.August):

Der recht informative Artikel von Anja Rost hat mich so animiert, daß ich mich gleich nach dem Lesen nach Pillnitz aufmachte, um mich dort mit viel Vergnügen dem Sehgenuß der beschriebenen Ausstellung, die in bemerkenswert  gelungener Weise einen umfassenden Überblick über das lange künstlerische Schaffen der großen alten Dame Bollhagen vermittelt, hinzugeben.

Der Rückweg in die Innenstadt führte mich später über den Körnerplatz, wo ein schlichtes Hinweisschild „Keramik” meine Neugier weckte.  So folgte ich denn dem Pfeil in die Friedrich-Wieck-Straße; nach wenigen Metern führt die Schrift „Keramik am Körnerplatz” auf der Stirnseite eines mit selten sicherem Stilgefühl restaurierten Fachwerkhauses zu einem zwar kleinen, dafür aber sehr feinen Laden.

Kaum vermag ich die freudige Überraschung wiederzugeben, die ich beim Eintreten in den sehr geschmackvoll eingerichteten Laden empfunden habe. Mein Blick war sofort auf ein ausgewähltes Sortiment von „HB”-Keramik gefallen, zum Anfassen diesmal und ohne die etwas beeinträchtigende Vitrinen-Distanz, also Bollhagen „live” gewissermaßen.

  Meine Freude war um so größer, als ich ja nun nicht den anempfohlenen Weg nach Chemnitz einzuschlagen hatte, sondern gleichsam vor der Haustür das gehabte Museumsvergnügen „handgreiflich” vertiefen konnte. Mein Insidertip deshalb, sehr geehrte Frau Rost: Nicht Chemnitz, nein, der nahe Körnerplatz sei fürderhin das Ziel von Hedwigs Freunden.

Hans Böhme 

01097 Dresden  

 

DNN, 07.11.1998:

Matz Griebel bevorzugt die klassischen Muster

Stadtmuseumsdirektor Matthias Griebel kauft gern im Keramikladen von Ulrike Hausmann (31) in Loschwitz. Gerade die klassischen Druckmuster auf Kannen und Schüsseln haben es ihm angetan. Das Geschäft „Keramik am Körnerplatz” feiert am 11. November sein nunmehr dreijähriges Bestehen. Die gelernte Augenoptikerin Ulrike Hausmann (ihre Mutter riet ihr, mal was anderes zu machen) verkauft sächsische Keramik unter anderem von Hedwig Bollhagen und Christine Kleeberg.

Das wohl kleinste „Keramiklädchen” in Dresden hat sogar am Sonntag geöffnet und lockt mit seinem bunten Sortiment (auch originale Keramikglocken aus Litauen) viele Schaulustige. „Viele Leute sind erst mal neugierig und gucken bloß. Später kommen sie dann mit gezielten Wünschen wieder.” Die gebürtige Dresdnerin kann mittlerweile viele Stammkunden begrüßen. Auch Stadtrat Hermann Henke schaut gern einmal vorbei. Das einzige „Problem” des Ladens: Hauskatze „Sibbi”. Sie liegt den ganzen Tag faul zwischen den Keramikgefäßen und –figuren herum. Hebt sie plötzlich den Kopf, ist schon manchem Kunden der Schreck durch die Glieder gefahren.     

 

SAX November 2000 

Gebrannte Vielfalt

Fünf Jahre Keramik am Körnerplatz

Durch Zufall entstand die Idee vom eigenen Laden. Zusammen mit dem Musiker Michael Schulz , mit dem Ulrike Hausmann in einer Band spielte und der das Haus in der Friedrich-Wieck-Straße restaurierte, überlegte sie, was man mit dem kleinen Raum im Erdgeschoß machen könnte. „Keramik? Hört sich nicht schlecht an.”, meinte Ulrike Hausmann, die schon vorher mit Malerei und Kunst zu tun hatte. Dann lief alles ebenso schnell wie chaotisch ab, denn der Laden sollte unbedingt noch vor Weihnachten eröffnet werden. Am 11. November 1995 war es dann so weit – alles war eingerichtet.

Mit der Zeit baute sich ein persönliches Verhältnis zu Keramikherstellern auf, was ihr heute ermöglicht, auf Kundenwunsch anfertigen zu lassen. Sie bezieht dabei Ware von verschiedenen Werkstätten, denn die Vielfalt ist Ulrike Hausmann sehr wichtig. So findet man bei ihr Bollhagen-Keramik, Lausitzer Keramik, Stücke von der Dresdner Grafikerin Christine Kleeberg und des Dresdner Künstlers Khalid Al-Kubaisi. Die Auswahl reicht von „braunen derben Sachen” bis hin zu „richtigen” Kunstwerken. Die Stammkundschaft wächst, reicht vom Studenten bis zur Großmutter und kommt von überall her. Übrigens auch sonntags kann man hier von 11 bis 16 Uhr sein Geld für Keramik „loswerden”.

KATJA  WENZEL

 

SZ, 09.11.2000

Wenn der Adel grüßt:
In Ulrike Hausmanns Keramikladen wird am Sonnabend gefeiert.

Von Sabine Bachert 

Einladend steht bei schönem Wetter die Tür des kleinen Keramikladens von Ulrike Hausmann offen. Das zieht Vorübergehende an oder auch Nachbarn. Die einen sind oder werden Kunde, die anderen wollen einfach mal nur „Guten Tag“ sagen. „Es ist schön, wenn einen der Loschwitzer Adel grüßt“, sagt Ulrike Hausmann. Der Adel, das sind nicht die Blaublütigen, sondern die Alteingesessenen. In den letzten fünf Jahren hat sich Ulrike Hausmann deren Anerkennung verdient. Und das wird am Sonnabend so richtig gefeiert. Mit böhmischer Blasmusik, mit Geschichten von Matz Griebel, mit Geschäftsleuten und Künstlern. „Angefangen hat das alles ganz komisch”, sagt die 33-Jährige. „Ich bin durch Loschwitz gelaufen und habe überlegt, was ich nun machen soll.“ Bis zum Herbst 1989 war sie Augenoptikerin  Am 15. November hat sie sich auf den Weg nach dem Westen gemacht – nach Nürnberg. Im Gepäck ihre Vorstellungen von einer anderen Gesellschaft, ihr Hab und Gut, einen Packen Grafiken

und ihr Klavier. Vier Jahre später ist sie zurückgekommen. Als Michael Schulz, ein Musiker aus der gemeinsamen Zeit im Jazz Quintett Dresden, hörte, daß sie eine neue Aufgabe sucht, bot er ihr den Laden in seinem Haus in der Friedrich-Wieck-Straße 7 an. „Er dachte an Keramik, ich daran, daß ich davon keine Ahnung hatte.” Malen, Musik machen, das war damals ihre Welt. Heute hat Ulrike Hausmann dafür nur noch wenig Muse. Der 13 Quadratmeter große Laden, die Aufgaben als Geschäftsfrau und vor allem das Herbeischaffen der wunderschönen Keramiken nehmen sie voll in Anspruch. Die verschiedenartigen Glocken zum Beispiel, die quer durch den Laden von der Decke hängen,  kommen aus Litauen. Bei Ulrike Hausmann stehen Keramiken der Dresdnerin Christine Kleeberg ebenso in den Regalen wie die von Hedwig Bollhagen oder verschiedene Lausitzer Keramik. Den Einkauf der Ware erledigt sie selbst, fährt in die Töpfereien, auf Märkte, besucht Messen.

Während wir so plaudern, kommt Michael Schulz rein, bedankt sich mit einem Souvenir dafür, daß Ulrike Hausmann während seiner Abwesenheit auf Mieze aufgepaßt hat. „Das ist keine große Sache”, sagt sie. „Die kleinen Geschäfte hier rund herum, wir hier sind wie eine Familie.”       

 

DNN, 18.11.2000

Danke für einmaliges Erlebnis

Ein Sonnabendvormittag in Loschwitz

Als Passant stand ich am 11.11., einem Sonnabendvormittag auf dem Körnerplatz und harrte des Ampelgrüns, als der stete Verkehrslärm jählings von Fanfarenklang übertönt wurde. Den ungewöhnlichen Tönen folgend, gelangte ich auf die Friedrich-Wieck-Straße. Dort, auf dem Platz vor dem Laden „Keramik am Körnerplatz”, hatte sich eine größere Menschenmenge eingefunden, vor der ein Herr, gekrönt von schwarzem Zylinderhut, kräftig ins Horn stieß. Auf Befragen Umstehender wurde mir beschieden, daß soeben der Leiter des hiesigen Ortsamtes, Herr Rauch, den Loschwitzer Fasching eingeblasen hätte. Erheitert ob solch originellen Gebarens wandte ich mich schon zum Gehen, doch da

hob unversehens eine Blaskapelle an, böhmische Weisen zu     schmettern. Auf dem Asphaltparkett begannen einige Paare sich im Tanze zu drehen. Ich muß wohl einen ziemlich ratlosen Anblick geboten haben, denn eine junge Frau trat herzu und lud mich herzlich ein, am Feste anläßlich des fünfjährigen Eröffnungsjubiläums ihres Keramikladens teilzunehmen. Meinen verlegenen Einwand, ich sei kein Kunde ihres Geschäftes, wischte sie mit entwaffnender Freundlichkeit und der Bemerkung beiseite, hier sei jeder Gast willkommen, das wäre in Loschwitz guter Brauch. Ich solle mich einfach wohlfühlen und ansonsten den dargebotenen Speisen und Getränken nach Belieben zusprechen. Sprach’s und entschwand fröhlich im Gemenge. Die unermüdliche vierköpfige Kapelle aus Dečin löste letzte Hemmschwellen. Ich danke sehr für dieses einmalige Erlebnis.

Alfred Böhm

01309 Dresden

 

DER ELBHANG-KURIER  November / 11  2005

Der König Drosselbart und die Beamten

Eine wahre Geschichte - kein Märchen

Vor 10 Jahren eröffnete Ulrike Hausmann im Haus Friedrich-Wieck-Straße 7 in Loschwitz auf 13 Quadratmetern den wohl kleinsten Keramikladen im Lande. In ihren Anzeigen warb sie mit dem Spruch „Gerettet vor dem  König Drosselbart.“. Der König hoch zu Pferde bedrohte aber nicht mehr die irdenen Waren. Doch schon der erste offizielle Kunde ließ erahnen, wo die Gefahren für einen kleinen Laden in heutiger Zeit liegen. Der Beamte des Gewerbeamtes  ließ die Ladenbesitzerin wissen, daß der Antrag, sonntags öffnen zu dürfen, nicht genehmigt werden kann und sie ihn doch zurückziehen solle, da sonst die amtliche Ablehnung 120,- DM kosten würde. Ganz so freundlich war eine Zoll-Beamtin am Grenzübergang Bahratal nicht, wo Ulrike Hausmann wieder Keramik aus dem Nachbarland einführen wollte. Jedes Teil mußte ausgepackt, begutachtet und danach in den Schnee gestellt werden. Nach Stunden sollte sie (unnötigerweise) Frachtpapiere, wie für große „Brummis“ üblich, ausfüllen (wofür man ein dickes Buch braucht), und wurde trotzdem anschließend noch nach Zinnwald geschickt. -  Diese Schikanen sind heute, mit Beitritt Tschechiens in die Europäische Union, schon Geschichte und kaum noch vorstellbar. Kaum vorstellbar ist auch die wilde Parkplatz-Situation vor ein paar Jahren vor dem Geschäft. Um hinter all den Autos noch gefunden zu werden, verstellte die Händlerin den Platz vorm Geschäft. Das Ordnungsamt, damals im Ortsamt noch auf Sichtweite, reagierte umgehend: „Sie haben zu entfernen: den Tisch, die Bank, diverse Blumenkübel, Warenauslagen und insbesondere zwei Stück Fahrräder.” Ihre Frage, wie unterhalb der Treppe „öffentlicher Verkehr” stattfinden solle, blieb unbeantwortet. Also wurden kurzerhand Blumen und Waren ans Haus gehängt und allen erzählt, warum. -

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Der Stand von Ulrike Hausmann vor ihrem Geschäft zum Elbhangfest. Foto: Jürgen Frohse

Die schriftlich geführte Auseinandersetzung füllte einen Ordner, bis der zuständige Bürgerpolizist, mit baumelnden Handschellen an der Hosennaht, gefolgt von zwei Beamten des Ordnungsamtes ihr einen Besuch abstattete. Über den Körnerplatz war der Ruf zu hören, jetzt wirst Du wohl sogar noch verhaftet? Freundlich bat der „BüPo“ Ulrike Hausmann in ihren eigenen Laden, um ungestört reden zu können. „Was macht denn das Fahrrad vor dem Laden?” „Es parkt.” „Ein Fahrrad kann nicht parken. Aber wenn sie es an den Rand fahren, dürfen sie die anderen Sachen wieder hinstellen.” „Den Tisch, die Bank, diverse Blumenkübel und Warenauslagen?” Die Händlerin mußte zweimal nachfragen, aber der Konflikt war beigelegt. Heute ist der Teil der Friedrich-Wieck-Straße wunderbar hergerichtet und auch sonntags können seit 1997 die Geschäfte öffnen. Daß der kleine Laden die vielen Baustellen überstand und am 12. November Jubiläum feiern kann, verdankt er nicht „amtlicher Beihilfe”, aber sehr wohl der treuen Stammkundschaft.

Jürgen Frohse

 

SZ, 08.12.05

Bollhagen und Boogie

BEGEGNUNG

Seit zehn Jahren verkauft Ulrike Hausmann am Körnerplatz feinste Keramik.

Die Katze Kitty aus dem Nachbarhaus ist an diesem Morgen der erste Gast in dem gemütlichen Keramikladen. Etwas gelangweilt schnuppert sie an der großen Bodenvase, schaut mäßig interessiert auf die vielen Tassen, Becher, Gärtöpfe, Milchkännchen und Kerzenhalter, um sich schließlich auf ihrem Stammplatz niederzulassen. Nicht ohne sich vorher eine Streicheleinheit von der jungen Frau hinter dem Verkaufstresen geholt zu haben. Anders dagegen die nächsten Kunden. Enthusiastisch ruft die ältere Dame mit Hut ihrem Gatten zu: „Nun schau doch mal, Hans, echte Bollhagen-Keramik!”  Der angesprochene Hans schaut und zeigt sich ebenso begeistert wie spendabel. Schon wechseln Euro-Scheine sowie zwei zartblaue Teebecher den Besitzer.

Die junge Frau hinter der Kasse ist Ulrike Hausmann, Inhaberin des kleinen Keramik-Ladens am Körnerplatz.

Foto: SZ / Jürgen Lösel

Ulrike Hausmann in ihrem Laden. Foto: SZ/Jürgen Lösel

Vor zehn Jahren wagte die gelernte Optikerin den Sprung in die Selbstständigkeit, den sie bislang nicht bereut hat. „Freiheit”, nennt sie spontan als Stichwort auf die Frage, was ihr am besten an ihrer jetzigen Tätigkeit gefalle und fügt verschmitzt hinzu: „Es gibt keinen garstigen Chef.” Damals war sie ohne Arbeit; ein Bekannter bot ihr die Möglichkeit an, das Geschäft in dem sanierten Haus in der Friedrich-Wieck-Straße zu mieten. Von ihrer Mutter und ihrem Freund angespornt und unterstützt sagte Ulrike Hausmann  zu.

Der Erfolg ihres kleinen Geschäftes liegt vielleicht darin, daß sie nur die Keramik-Produkte einkauft, die sie sich auch selber in die Wohnung stellen würde. Konkret heißt das: „Kein Kitsch, kein Schnickschnack, sondern funktionstüchtig und etwas Interessantes von der Glasur und Gestaltung.” Die 38-jährige Dresdenerin kauft sowohl bei Töpfern in Dresden wie in der näheren Umgebung, z.B. der Oberlausitz, bezieht Keramik von einem Prager Töpfer, bietet filigrane Glocken aus Litauen  und schließlich Hedwig-Bollhagen-Keramik an. „Ne echte Legende“, so ihr kurzes Urteil.

Worüber sie sich am meisten freut, wenn sie auf die vergangenen zehn Jahre zurückblickt? „Meine Stammkunden. Mit manchen ist daraus eine richtige Freundschaft entstanden.” Obwohl ihr Laden selber nicht vom Hochwasser 2002 betroffen war, riefen damals viele Kunden an und wollten helfen.
Glück nicht nur mit den Kunden, sondern auch mit den benachbarten Antiquariaten, Kunsthändlern und kleinen Geschäften. „Es ist ein gutes Miteinander. Wir leben hier nicht in Konkurrenz, sondern schieben uns eher die Kunden zu.”

Natürlich hat die Selbständigkeit  ihren Preis. Da der Keramik-Laden auch am Sonntag geöffnet ist, bleibt nur noch der Montag als einzig freier Tag. „Und den brauche ich, um Ware zu kaufen.” Dennoch nimmt sich Ulrike Hausmann  Zeit für ihr Hobby. Abends macht sie Musik: Blues und Boogie am Klavier. Zu ihren Auftrittsorten zählen unter anderem der Dresdner Boogie Sommer im Breschke & Schuch,  das Elbhangfest, kleinere Lokale in Dresden und das Inselfest in Laubegast. Wenn nach Feierabend mal keine Musik angesagt ist, wird gut gekocht und mit viel Zeit und Genuß gegessen. Während Ulrike Hausmann mehr für die exotische Kost ist, bevorzugt ihr Freund Gisbert eher die bodenständige Küche. Kein Wunder, daß im Hause Hausmann erst gegen 1.30 Uhr die Lichter ausgemacht werden. (hui)

  • “Keramik am Körnerplatz”, Friedrich-Wieck-Straße 7: Di bis Fr 10 bis 18.30, Sa bis 14 Uhr und So 11 bis 16 Uhr; www.keramik-am-koernerplatz.de

 

SZ, 26./27.05.07

Trödel, Nippes, Töpferwaren:

 Shoppen am Blauen Wunder

Auch am Körnerplatz lässt sich mit Dingen, die man nicht unbedingt braucht, Geld verdienen .

LOSCHWITZ           

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Kleiner Laden, großes Einzugsgebiet: Bei Ulrike Hausmann gehören sogar Hallenser und Cottbuser zur Stammkundschaft.

Foto: SZ/Marion Gröning

 

Hinter dem Körnerplatz herrscht malerische Idylle: Schmucke Fachwerkhäuschen stehen an der Friedrich-Wieck-Straße aufgereiht. Die Gasse sieht nach Dorf aus, an einem Ende liegt die Elbe, das andere weist in Richtung Weißer Hirsch.

Dennoch lesen sich die Schriftzüge über den Ladentüren in der Straße so, als ob dort wahre Touristenströme vorbeiflanieren würden: "Keramik am Körnerplatz", "Loschwitzer Kunststube", "Antik & Trödel". Doch floriert das Geschäft mit Dingen, die man nicht unbedingt braucht, in Loschwitz?

"Wir leben von Stammkunden", sagt Ulrike Hausmann, in deren 13 Quadratmeter großem Geschäft "Keramik am Körnerplatz" sich Teller, Tassen und Vasen stapeln. Sogar ehemalige Dresden-Touristen, die ihren Laden bei einem Spaziergang kennen gelernt haben, gehören zu den festen Kunden. "Ich verkaufe hier Bollhagen-Keramik. Die wird nur von wenigen gehandelt. Ich biete sie zum Werkspreis an ", sagt Hausmann. Zu ihr kämen deshalb sogar Chemnitzer, Hallenser und Cottbuser Liebhaber dieser Töpferkunst aus dem brandenburgischen Marwitz ....

Carsten Gäbel

 

 

DNN 11.11.15

Dresdens kleinster Keramikladen feiert 20-Jähriges

Keramik am Körnerplatz“ lädt am Freitag zum Jubiläum ein

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Foto: A. Schneider

Auf gerade einmal 13 Quadratmetern tummeln sich Hunderte kleiner Kunststücke. Heute vor 20 Jahren eröffnete Ulrike Hausmann den Laden „Keramik am Körnerplatz”, der bis heute bei der bescheidenen Größe geblieben ist. Angeboten werden seither Keramiken von Hedwig Bollhagen zum Werkspreis über holzgebranntes, braunes Steinzeug, Lausitzer und Bunzlauer Keramik sowie Prager Keramik und, vor allem in der Weihnachtszeit, Glocken und Räucherhäuschen aus Litauen.

 

Auf engstem Raum versammelt Ulrike Hausmann alles, was das Kennerherz begehrt. „Ich habe über 60 Dekors von zehn Töpfereien in meinem kleinen Lädchen”, erzählt die Inhaberin. Über die Jahre habe sie sich einen Namen gemacht und viele Stammkunden. Vergrößern wollte sie Dresdens kleinsten Keramikladen nie.

„Gerade in der Weihnachtszeit wünsche ich mir oft mehr Platz, wenn neue Waren eintreffen”, sagt Hausmann lachend. „Aber ich habe gelernt, mit den 13 Quadratmetern auszukommen.” Am Freitag feiert die Inhaberin ab 11.14 Uhr mit einer Band sowie bekannten Personen wie Urgestein Matz Griebel in ihrem kleinen Lädchen das 20-jährige Jubiläum. „Zu der Feier sind alle Interessierten ganz herzlich eingeladen”, so Ulrike Hausmann. juju

Nachtrag am 12.11.15:

Kleinster Keramikladen feiert 20-Jähriges

Der 13 Quadratmeter große Laden „Keramik am Körnerplatz”, Friedrich-Wieck-Straße 7, wurde gestern 20 Jahre alt (DNN berichtete). Am Sonnabend, und nicht wie berichtet am Freitag, feiert die Inhaberin Ulrike Hausmann ab 11.14 Uhr mit einer Band sowie bekannten Personen in ihrem kleinen Lädchen das Jubiläum.

 

 

DER ELBHANG-KURIER November/11 2015

Ulrike Hausmann

Glückliche Ladeninhaberin und spontane lebensvolle Jazzerin

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Ulrike Hausmann in ihrem Laden.Foto: Gisbert Juch.

„Keramik am Körnerplatz” steht über einem Geschäft in Dresden-Loschwitz – der Stadtteil feiert jetzt 700-jähriges Bestehen - unweit des Elbstroms. „Inhaberin Ulrike Hausmann”. Vor genau 20 Jahren entschied sich die gelernte Optikerin, in einem gerade sanierten „Dorfhaus” einen kleinen Laden zu eröffnen, um eine nach ihrer Ansicht lebenswerte Existenz sichern zu können.

Der Laden ist mein eigentlicher Broterwerb. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat er sich etabliert. Ich zähle viele liebe Stammkunden und bin recht glücklich darüber”, freut sich die geborene Elbestädterin, die keine Sehhilfen, vielmehr feine, spezielle und bemerkenswerte Keramik- und Tonwaren feilbietet. So auch von der in der Branche bekannten Hedwig Bollhagen.

Außer für die von ihr wertgeschätzten und ans Herz gewachsenen Handwerkswaren pflegt Ulrike Hausmann eine zweite Leidenschaft: sie jazzt vorzüglich auf dem Piano und meint: „...erdiger Boogie und Blues muss es sein.” Ihre Finger „tanzten” schon über Klaviertasten in der Kaschemme „Zum Gerücht” im „Freistaat” Dresden Laubegast, entlockten den Saiten Rhythmen in Jazztempeln Kiels und Hamburgs, sie spielte sich und ihre Fans glücklich in Kötzschenbroda ebenso wie im Tom-Pauls-Theater in Pirna, zum Boogiefestival in Berlin, dem Jazzfestival in Souillac (Frankreich). Das Jahr 2015 ging herrlich los mit einem Konzert zum internationalen Boogiefestival in Cambrai (Frankreich). Auftritte beim  Elbhangfest, dem Laubegaster Inselfest und im Bräustübel am Körnerplatz verstehen sich von selbst. Nicht zu vergessen die legendären Konzertreihen „Boogie Round The Globe” zusammen mit der Boogie Queen Australiens Jan Preston.

Seit rund 15 Jahren tourt Ulrike Hausmann solo unter ihrem Namen auf den nationalen und internationalen Boulevards dieser schwarzen Musik, nachdem sie zuvor schon als Fünfzehnjährige Boogie-Bässe übte, an jedes Klavier „sprang” und alsbald auch in kleinen Bands jazzte.

So atmete die zierliche und sympathische Frau 1989 erste Bühnenluft am Klavier im Jazzquintett Dresden, auch gemeinsam mit den Duos 2Hot sowie Blue Honky Tonk. Auftritte bei regionalen Festen, Klubkonzerten und Referenzen im Rahmen des Internationalen Dixieland Festivals formten und prägten die Pianistin weiter, ließen sie leger und ungezwungen werden. Ganz ihrem Charakter und ihrer Auffassung von Boogie-Musik rangieren Spontandarbietungen und wilde nächtliche Sessions weit vorn.

Mir fällt eine Basslinie ein, ich improvisiere darüber und so entstehen neue Titel. Ich enge mich nicht ein, denn das wäre langweilig. Und Nachspielen ist nichts für mich, das hat wenig mit dieser, meiner Musik zu tun” ist die lockere Musikerin überzeugt. Natürlich ist sie auch beim 45. Internationalen Dixielandfestival in diesem Jahr dabei.

 

Für  d i e  Hausmann eine Art „Krönung” waren die Auftritte mit „The Boogie Man” Vince Weber aus Hamburg u.a. bei Dresdner Boogie-Sommern, die über Jahre die Szene-Fans lockten und begeisterten. „1982 erlebte ich den phantastischen Boogie-und-Blues-Pianisten und Sänger par excellence bei seinem ersten DDR-Konzert im Hygiene-Museum. Das war eine Offenbarung, die meine künftige Richtung am Klavier vorgab”, schwärmt sie noch heute von dem Musiker, „von dem ich viel gelernt habe und mit dem ich befreundet bin.”

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Ulrike Hausmann mit Sully zur “Trillenacht” beim Elbhangfest 2009. Foto: Jürgen Frohse.

2010 ging es für sie weiter, gab es ein „Nachspiel“. Denn sie erfuhr eine „Adelung“, wie sie sagt, als sie in der Hamburger „Fabrik“ mit den besten Boogie-Pianisten bei „The Hamburg Boogie Woogie Connection” aufspielte. „Ein absolutes Erlebnis, mit dabeisein zu dürfen. Man empfindet während des Spielens befreiende Freude und man fühlt sich sauwohl”, genießt die Pianistin diese Momente immer noch nach. Und ein Höhepunkt war 2012, als Axel Zwingenberger sie zur gemeinsamen Session mit Charlie Watts auf die Bühne holte.

Ulrike Hausmann spielt vorwiegend eigene Titel, „die ganz bewusst die Vorbilder ahnen lassen”, wie sie zu ihrem Repertoire sagt. Und sensibel, kraftvoll und mit Vehemenz erfreut die Elbestädterin damit ihr Publikum. Ein wenig lehnt sie sich dabei an ihren leider viel zu früh gestorbenen Vater Gert Hausmann an. Er leitete drei Jahrzehnte als Pianist die „Elb Meadow Ramblers”, eine der dienstältesten Dixieland Bands Deutschlands, die im März dieses Jahres ihren 60. Geburtstag beging. Als Ulrike H. Im zarten Kindes-Alter war, nahm der Vater sie mit, wenn die Band tagsüber auf einem Elbdampfer mit fröhlichen Klängen die Fahrgäste erfreute. „So wurde ich von klein an vom Jazz gepackt”, erinnert sie sich.

Dass nicht alle Musiker vom Jazz allein leben können, bestätigt auch Ulrike Hausmann. Seit der „Geburt” dieser Musik versuchten es Generationen, einigen wenigen gelang es. Und das bewegte sie dazu, auf den „zwei Beinen” Laden und Musik zu stehen.

Bleibt eine Frage: Boogie- & Blueskonzerte selbst gemanagt, Keramikkunst-Verkauf und eventuelle Übungs- und Reifestunden – geht das? „Geht schon. Mein Mann Gisbert Juch hilft sehr und erleichtert so mein Schaffen”, bleibt sie optimistisch. Irgendwie passt es auch zusammen: der richtige Ton in der Musik und der richtige „Ton” für die Waren.

Wenn Ulrike Hausmann ihre Musik „verkauft“, dann schenkt sie eigentlich ihrem Publikum fast immer ein Unikat. Seit geraumer Zeit ist sie auf der CD „Session By Myself” verewigt. Bis es jedoch soweit war, dauerte es. „Vielleicht bin ich mir gegenüber zu kritisch, denn immer wieder finde ich eine Stelle, die mir nicht richtig gefällt”, war und ist sie sich gegenüber ein bisschen zu streng. - Die Scheibe ist gelungen.

Trotz ihrer Live-Erfahrungen hat sie tatsächlich vor Auftritten meistens Lampenfieber, „das aber rasch einer Spielfreude weicht”, schmunzelt die Jazzerin. „Meine Musik soll überraschen. Da ich viel improvisiere, hole ich mir manche Impulse sogar vom Free Jazz,    z.B. dem Zentralquartett, denn auch da kommen mir Ideen”, lässt sie ihre Verehrer-Gemeinde weiter hoffen.

Klaus Wilk

 

 

SZ 14./15. November 2015

Keramik fürs Klavier

Loschwitz

Mit Keramikgeschirr verdient Ulrike Hausmann ihre Brötchen. Ihre große Leidenschaft ist allerdings der Boogie.

Von NORA DOMSCHKE

Ulrike Hausmann in ihrem Laden.

Nur dieses eine Stück ist unverkäuflich. Die Keramik bekam Ulrike Hausmann zur Eröffnung des Ladens vor 20 Jahren. Foto: Christian Juppe

  In ihrer ersten Band saß 1989 der Mann am Schlagzeug, der heute als Olaf Schubert bekannt ist. 2012 trommelte Charlie Watts von den Rolling Stones auf der Bühne im Alten Schlachthof zu ihren Boogieklängen auf dem Klavier. Jazz – das ist die große Leidenschaft der Dresdnerin Ulrike Hausmann. Von Kindheit an begleitete er sie, ist die Konstante in ihrem bewegten Leben. „Musik habe ich immer gemacht, egal, wo ich war”, sagt die 48-Jährige heute.

  Leben kann Ulrike Hausmann von ihrer Musik nicht. Deshalb betreibt die gelernte Optikerin einen kleinen Keramikladen am Körnerplatz. Winzig ist wohl treffender: Die Ladenfläche im gelb gestrichenen Fachwerkhäuschen mitten im Dorfkern misst gerade einmal 13 Quadratmeter. Der eine Quadratmeter große Nebenraum ist Toilette, Abstellkammer und Büro in einem. „Der Leiter in meinem Existenzgründerseminar hat mir damals nur ein paar Monate gegeben”, erinnert sich Ulrike Hausmann. Das war vor 20 Jahren. Ihr Laden war einer der Ersten am Körnerplatz, ringsrum Baustellen, Laufkundschaft gab es kaum. „Die ersten Jahre waren hart.”

Plötzlich kam der Zoll

  Auch, weil sich die Musikerin kaum auskannte mit Buchhaltung und Kostenkalkulation. „Zuerst hatte ich nur teure Einzelstücke, dann bin ich auf preiswertere Gebrauchskeramik aus Tschechien umgestiegen”, sagt Ulrike Hausmann. Die fand allerdings unerwartet großen Absatz – Nachschub musste her. Also fuhr die Dresdnerin jeden Montag los, um neue Ware zu holen. „Irgendwann wurden die Zollbeamten am Grenzübergang Bahratal auf mich aufmerksam.” An einem verschneiten und eisigen Montag stand plötzlich eine Zollbeamtin aus Pirna an der Grenze und ließ Hausmann die gesamte Ware auspacken. „Die Frau hat mir richtig Ärger gemacht.” Die Formulare waren offenbar nicht richtig ausgefüllt. Hausmann musste nach Zinnwald fahren, um das zu klären. „Da hatte ich die Nase voll.”

  Aufgeben kam für sie trotzdem nicht infrage. Trotz der Schwierigkeiten und engen Platzverhältnisse hat sie es geschafft, das Lädchen in den vergangenen 20 Jahren zur begehrten Adresse für Keramikliebhaber zu machen. Touristen aus aller Welt finden den Weg von Standseil- und Schwebebahn in Hausmanns Geschäft. Mexikaner, Neuseeländer, Australier – sie kaufen die typisch blaue Keramik aus der Lausitz, Tönernes aus Prag oder Geschirr aus der bekannten Brandenburger Manufaktur von Hedwig Bollhagen. Es gibt kleine Glöckchen in allen Formen und Farben, Räuchermännchen und -häuschen, allerlei Nippes.

  Vor einigen Jahren saß Hausmann noch selbst an der Töpferscheibe – heute nutzt sie die Zeit, in der sie nicht im Laden steht, wieder für ihre Musik. Mittlerweile spielt sie auf großen Jazzfestivals in Frankreich, zur Boogie-Connection in Hamburg oder eben ganz spontan mit Charlie Watts im Alten Schlachthof. In der Elbestadt gehört Hausmann schon lange zur musikalischen Stammbesetzung des Dresdner Dixieland Festivals, spielt zum Insel- und Elbhangfest oder im Dixiebahnhof Weixdorf.

  Als Tochter des Dresdner Jazzpianisten Gert Hausmann wurde ihr das Talent in die Wiege gelegt. Als junges Mädchen war sie dabei, wenn ihr Vater mit den „Elb Meadow Ramblers” auf den Elbdampfern auftrat, sechs Jahre lang besuchte sie einen klassischen Klavierunterricht. Als Offenbarung bezeichnet Hausmann das 1982 stattfindende erste DDR-Konzert von Vince Weber. Danach übte die 15-Jährige unermüdlich die schwierigen Boogie-Bässe auf dem Klavier. Ihre Begeisterung für diese sehr schnelle und technisch sehr anspruchsvolle Pianomusik ist bis heute ununterbrochen. Obwohl der Terminkalender mit Bühnenauftritten gut gefüllt und ihr Lebensstil bescheiden ist, reicht die Gage nicht aus. Ihre Brötchen verdient Ulrike Hausmann nach wie vor mit der Keramik. Mit ihrem Laden und dem dazu passenden Motto „Gerettet vor dem König Drosselbart” zählt sie heute am Körnerplatz zum Loschwitzer Urgestein.

Das Ladenfest startet an diesem Sonnabend, 11.14 Uhr. Musikalisches gibt es von der Gruppe „Podka”.

 

SZ 19. Oktober 2020

Dresdner Jazzmusikerin hofft auf Weihnachtsmarkt

Von Nora Domschke

Vor 25 Jahren hat Ulrike Hausmann ihr Keramiklädchen am Dresdner Körnerplatz eröffnet. Warum sie jetzt um ihr Geschäft bangt und dennoch optimistisch bleibt.

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Jazz-Musikerin Ulrike Hausmann betreibt einen kleinen Keramikladen am Körnerplatz. Das Geschäft bringt sie gut übers Jahr - 2020 könnte das anders sein. © Rene Meinig

Dresden. Musik ist ihre große Leidenschaft. Ulrike Hausmann liebt den Jazz, den Boogie Woogie, schnelle Rhythmen. Wer eines ihrer Konzerte besucht, erkennt und spürt auch ohne Musikexpertise: Diese Frau kann Klavier spielen.

In Corona-Zeiten ging das in diesem Jahr nur selten vor großem Publikum, zehn Konzerte - etwa auf dem Dixielandfestival und dem Elbhangfest - wurden abgesagt. Und die Zeichen stehen nicht unbedingt günstig dafür, dass solche Konzerte im großen Rahmen bald wieder möglich sein werden. 

Aber Ulrike Hausmann hat ein zweites Standbein, zum Glück, wie sie selbst sagt. Seit 25 Jahren betreibt sie einen kleinen Keramikladen am Körnerplatz. Der bringe sie eigentlich immer gut durchs Jahr, sagt die 53-jährige Dresdnerin. "Ich lebe damit zwar von der Hand in den Mund, aber das richtig gut."

In diesem Jahr ist das etwas anders. Vier Wochen musste sie ihren Laden schließen, mit Soforthilfen der Stadt und des Freistaates sei sie aber gut über die Runden gekommen. Miete, Betriebs- und Fixkosten habe sie genau ausgerechnet und auch nur das in Anspruch genommen, was sie wirklich benötigt hat.

Nach dem Lockdown lief das Geschäft im Frühjahr eher langsam an, doch die Urlauber, die lieber in Deutschland blieben, retteten sie über den Sommer. Nun steht der wichtigste Abschnitt in ihrem Geschäftsjahr an: die Weihnachtszeit. 

Zwei Kunden auf 13 Quadratmeter

Noch sieht es so aus, als könne der Loschwitzer Weihnachtsmarkt vom 5. bis 20. Dezember stattfinden. Das kleine Lädchen von Ulrike Hausmann liegt im alten Dorfkern und damit auf dem Markt in bester Lage. 

Auf der schmalen Gasse geht es normalerweise recht eng zu, Menschenmassen schieben sich an den Ständen mit Schmuck, Holzspielzeug und Glaskunst vorbei auf der Suche nach dem passenden Weihnachtageschenk. Das finden sie vielleicht auch im Laden von Ulrike Hausmann.

Großes Gedränge darf es in diesem Jahr allerdings nicht geben - auch nicht in ihrem Geschäft, das gerade einmal 13 Quadratmeter misst. Maximal zwei Leute dürfen gleichzeitig hinein und sich dort umschauen, ob sie unter bunten Keramik-Tassen, -Eierbechern und -Seifenspendern etwas Schönes finden.

Vieles werde verschenkt, sagt Ulrike Hausmann, gekauft von Touristen, die den Loschwitzer Weihnachtsmarkt bei ihrem Dresden-Trip entdecken. Doch es gibt auch jene, die immer wieder kommen, die treuen Stammkunden, die ihr Geschirr daheim erweitern oder einfach schauen, was es bei Ulrike Hausmann Neues gibt. 

Warten auf die Keramik aus Prag

Die neue Weihnachts- und Winterkollektion soll im November kommen - und zwar aus Prag. Ulrike Hausmann will die zehn bis 12 großen Kisten dort eigentlich selbst abholen. Ob das klappt, ob sie wirklich in die tschechische Hauptstadt fahren darf - das kann im Moment noch niemand absehen. 

Derzeit ist der Aufenthalt in Tschechien für 48 Stunden möglich, ohne dass bei der Rückkehr ein Corona-Test gemacht werden muss. Doch die Infektionszahlen steigen auf beiden Seiten der Grenze.

Ulrike Hausmann hat die Entwicklungen genau im Blick. "Ich lese sowieso jeden Tag Zeitung. Aber jetzt schaue ich schon genauer hin." Denn nicht nur ihre Existenz hängt davon ab, wie vorsichtig sich die Menschen in der Corona-Zeit verhalten, wie gut sie Maskenpflicht und Abstand beachten. "Ich bin sauer auf diejenigen, die sich wegen dieses Mund-Nasen-Schutzes derart eingeschränkt fühlen, dass sie ihn nicht tragen."  

Optimistisch in die Weihnachtszeit

Und dennoch versucht Ulrike Hausmann auch zu verstehen, dass die unsichtbare Gefahr, die von dem Virus ausgeht, offenbar weniger ernst genommen wird als beispielsweise ein Hochwasser. "Da schätze ich mich ja auch dagegen, aber die Gefahr ist eben konkret."

Sollte es einen neuen Lockdown geben und sollte sie ihr Geschäft erneut schließen müssen, würde das auch ihre Pleite bedeuten. Wie für viele andere Händler, Gastronomen, Veranstalter wahrscheinlich auch.

Doch daran will Ulrike Hausmann lieber nicht denken. Sie blickt optimistisch auf die bevorstehende Weihnachtszeit, auf ihre Fahrt nach Prag, um dort die handgemachte Keramik zu holen, die sie dann auf dem Loschwitzer Weihnachtsmarkt verkauft.

Wer Ulrike Hausmann in Bild und Ton am Piano erleben will, wird hier fündig:

https:// www.ulrikehausmannpiano.de

 

DER ELBHANG-KURIER November/11 2020

“Keramik am Körnerplatz” feiert 25 Jahre

 

Am 11. 11. 1995, 11.11 Uhr, feierte Ulrike Hausmann mit einem Fest die Eröffnung ihres kleinen Ladens “Keramik am Körnerplatz”. Es war ein Wagnis. Touristen verirrten sich in jenen Jahren nur selten ins abgehalfterte Loschwitz. Durch die alten Fachwerkhäuser gleich nebenan konnte man die ”Hand durch die Mauer stecken”. Der altehrwürdige ”Ratskeller” lag abgerissen darnieder. Durch das Dach der Gründerzeitbauten lief das Wasser. Viele Geschäfte, wie der Fischladen Zschornak, waren weggezogen. Kaum bot Ulrike Hausmann ihre Keramik- und Tonwaren feil, wurden die Straßen ringsum aufgerissen. Es gab abenteuerliche Wege zu den Geschäften, Lärm und Dreck. Doch es lag ein wenig Hoffnung in der Luft. Tino Tuch hatte mit Sweetwater bereits seinen Plattenladen eröffnet. Familie Makolies baute ein neues Fachwerkhaus im alten Stil.

Ab 1997 etablierte sich der Loschwitzer Weihnachtsmarkt, ein Glücksfall für die Händler. Das “Kaffee Wippler” eröffnet und wurde ein Magnet. Die Bergbahnen zogen nach den Sanierungen Gäste an. Im ”Topplappenviertel” entstanden neue Gaststätten. Loschwitz wurde nun auch für die Stadtrundfahrten wieder interessant.

Der dreizehn Quadratmeter kleine Keramikladen wird eine beliebte Adresse beim Bummel durchs Dorf. Die Waren sind ausgesucht. Ulrike Hausmann fährt persönlich zu den Töpfern. Sie nimmt Bestellungen entgegen und liefert auch per Post.  Sie steht aber nicht nur in ihrem Laden, sie spielt auch Boogie-Woogie auf großen Bühnen im In- und Ausland, zum Elbhangfest und gern in Kneipen, wie einst im ”Bräustübel”.

EHKNov2020

Ulrike Hausmann und Gisbert Juch 2005.   Foto: Jürgen Frohse

Doch die Veränderungen am Körnerplatz und in ihrem Laden sind wechselseitig und nicht immer positiv. Im ”Bräustübel” gibt es nun kein Bier, kein Klavier und keine Musik mehr.

Und dieses Jahr nun das Virus. Der Laden musste knapp zwei Monate schließen, alle Konzerte brachen weg. “Man lebt ja - auch gut von der Hand in den Mund”, sagt Ulrike Hausmann, “nur darf das Fragile nicht zu sehr gestört werden”. Jetzt freut sie sich auf den Geburtstag, den Laden ein Vierteljahrhundert zu führen, und auf den Loschwitzer Weihnachtsmarkt. JF